„In einer Konsensgesellschaft unterdrückt man das gefährliche Denken durch zwei sehr bewährte Mittel. Man überträgt ihm gesellschaftlich einen Geruch. Denken ist peinlich, vor allem öffentlich. Eine Art, sich danebenzubenehmen. Und weil aber das Denken trotz allem nie ganz verleugnen kann, aus einem Vergnügen entstanden zu sein (the best things in life are free!), geht es darum, andere Dinge an seine Stelle zu setzen. Wir nennen sie: die Blödmaschinen.“
„Blödmaschinen wirken nicht in den Kellern der Inquisition, und sie werden nicht in geheimen Kommandozentralen gesteuert. Sie sind demokratisch, menschlich und transparent. Jeder kann sie mit betätigen, jeder könnte sie ausschalten, für seinen Teil. Blödmaschinen machen selten angst (na ja, ab und zu drehen sie durch, und das kostet Opfer), sie verlangen nur wenig Unterwerfung (dies aber dann regelmäßig und verläßlich), und sie versprechen jede Menge Vergnügen. Ordentliches, berechenbares, ungefährliches Vergnügen. Und gar nicht mal so teuer.“
„So weit, so schön und einfach. Aber leider: Für schöne und einfache Sachen sind die Blödmaschinen zuständig. Das Denken macht es sich mal wieder schwerer.“
„Alles, was man denken kann, kann man auch ändern. Die Herrschaft der Blödmaschinen besteht darin, die Welt undenkbar und damit unveränderbar zu machen. Die Welt wieder denkbar und veränderbar zu machen – das wäre doch was. Oder?“
Markus Metz und Georg Seeßlen in
Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität (Leseprobe) edition suhrkamp
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Sind Manager und Models gefährliche Vorbilder?
„Manager rennen nur noch schnellen Gewinnen hinterher. Wir müssen lernen, auch ohne diesen mörderischen Kampf gewinnen zu können. Wirkliche Wertschöpfung ist ein uncooles Fremdwort geworden.“

Scharf kritisiert der ehemalige Kirch-Programmvermarktungschef Christian Seidel das mangelnde Verantwortungsbewusstsein von Vorbildfiguren und -institutionen in seinem neuen Buch Gewinnen ohne zu kämpfen/Taekwondo oder Die Entdeckung der Werte
(Ludwig Verlag).
Die Krankheitsformel unserer Gesellschaft sei „Erfolg ist gleich Gewinn“, so Seidel.
Medienkonzerne wie beispielsweise ProSiebenSat1 würden für den schnellen Euro Arbeitsplätze vernichten und seriöse journalistische Formate nahezu komplett abschaffen.
Das Private-Equity-Unternehmen drohe zu einem „Wilden Westen der Profitgier“ zu verkommen.
Es sei skandalös, dass derartige Zustände geduldet würden, meint der Autor, der selbst über 15 Jahre eng mit dem Konzern zusammengearbeitet hatte.
Der Schauspieler und Produzent von Filmen in London, u.a. mit dem Kultregisseur Nicolas Roeg, und zahlreichen Fernsehformaten für die BBC oder ProSieben, und Medienmanager, der einst Heidi Klum entdeckt und Stars wie Claudia Schiffer gemanagt hat, kritisiert, dass in „quotengeilen Formaten das Vorbild einer ruhmfixierten Generation entgleister Mädchen vermittelt wird.“
„Unsere Businesswelt ist zu einem Schmelztiegel rücksichtsloser Erfolgsritter geworden, die jeder nach Profit riechenden Wurst hinterherrennen. Hier unterscheiden sich“, beklagt Seidel, „die Manager kaum von den Mädchen auf dem Laufsteg, die alles tun, um berühmt zu werden: Wie bei Fernsehcastings bedeutet Erfolg auch in Politik und Wirtschaft nur noch, möglichst schnell möglichst viel Geld zu machen und ein möglichst tolles Image zu hinterlassen. Fernsehshows wie Germany’s Next Topmodel fördern ein gefährlich falsches Werte-Bewusstsein.“
Buchautor Christian Seidel: „Vor lauter Erfolgswahn verlieren wir unsere kulturelle Substanz und den Sinn für das, was wir bereits haben.“
Dabei nimmt Seidel sich selbst nicht aus. „Auch ich habe dazu beigetragen, dass wir heute auf diesem Tiefpunkt stehen. Ich habe auf dem Boden geackert, auf dem wir heute stehen.“ Ihm sei eine Zeit lang der Sinn für die Realität und die wahren Werte verloren gegangen.

Nach einem schweren Unfall und einem Burnout begann der Autor daraufhin sein Leben neu zu definieren, sich auf den wahren Sinn des Lebens zu besinnen.
In der Kampfkunst Taekwondo fand er schließlich die „in der orientierungslosen Gesellschaft“ verloren gegangenen Werte wieder.
Taekwondo öffnete ihm die Augen für klare ethische Prinzipien, „die im Menschen angelegt, aber in einer von Selbstsucht und Materialismus geprägten Welt abhanden gekommen sind.“
Anschaulich erzählt er von den klaren Prinzipien wie etwa Achtsamkeit und Respekt, Disziplin und Verantwortung, die das Leben und Zusammenleben der Menschen enorm bereichern. Denn, „wer Prinzipien hat, braucht keine Ellenbogen“, so der Autor.

Anhand lebendiger Beispiele aus dem Taekwondo und seiner Managerkarriere beschreibt Christian Seidel die zehn wichtigsten Werte, die unserem Leben Sinn und Orientierung geben und zugleich auch die Richtschnur für Politik und Wirtschaft werden müssen, damit aus einer zerfallenden Gesellschaft wieder eine Gemeinschaft wird.
Christian Seidel lebt heute in München und Italien. (GeKa; Quelle: Ludwig Verlag; C. Schindler)
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