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Rumänien: Wo bleibt der Aufschwung?

Das rumänische Parlament in Bukarest
Das rumänische Parlament in Bukarest: Ein Relikt aus der Ära des kommunistischen Diktators Nicoale Ceausescu (Foto: Rumänischens FVA)

Österreichs Führungskräfte rechnen in Rumänien erst langfristig wieder mit einer Steigerung des Marktwachstums. Voraussetzung dafür ist aber die Stabilisierung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter anderem bei Korruptionsbekämpfung, Rechtssicherheit und Mitarbeiterqualifikation. In der Zwischenzeit setzen die Investoren Initiativen zum Management der hohen Unsicherheit. Das geht aus dem kürzlich fertiggestellten Rumänien-Barometer der Managementberater Horváth & Partners hervor.

Die Studienteilnehmer schätzen das Wirtschaftswachstum Rumäniens in den nächsten zwei Jahren mit bis zu drei Prozent als eher gedämpft ein. Einen spürbaren Aufschwung erwarten sich die Unternehmen frühestens 2015. Margendruck und Wettbewerbsintensität werden weiter zunehmen.

Studienautor Gerhard Gottlieb, Horváth & Partners (Foto: Anna Rauchenberger/www.fotodienst.at)
Horváth & Partners- Studienautor Gerhard Gottlieb, (Foto: Anna Rauchenberger)

„83 Prozent der Studienteilnehmer sind trotz allgemein rückläufiger Euphorie von ihrem Investment in Rumänien überzeugt und würden erneut investieren, 16 Prozent sogar in größerem Umfang“, sagt Studienautor Gerhard Gottlieb von Horváth & Partners. Das größte Wachstumspotenzial erwarten die Befragten in den nächsten fünf Jahren im Sektor Energie und Versorgung.

Verlierer der Krise: Immobilien- und Baubranche

Die Wirtschaftskrise hat deutliche Spuren in Rumänien hinterlassen. So nehmen 71 Prozent der Studienteilnehmer zumindest eine teilweise Zunahme der Korruption wahr. Vier von fünf stellen teilweise rückläufigen Konsum fest, 77 Prozent sogar eine Zunahme sozialer Spannungen.

Für sechzig Prozent der Teilnehmer ist die Immobilien- und Baubranche der große Verlierer der Krise. Dennoch konnten einige von der Rezession sogar profitieren – z.B. durch den Rückgang der hohen Immobilienpreise und die Reduktion überzogener Gehaltsvorstellungen. 66 % stellten zudem eine Verbesserung der Firmenloyalität fest.

Vorteil: niedriges Lohnniveau nach wie vor

Hinsichtlich der Geschäftskultur sehen die Studienteilnehmer eine Verbesserung der Mitarbeitermotivation sowie eine verstärkte Entwicklung hin zum partizipativen Führungsstil. Weiterhin kritisch bewerten die Befragten Verantwortungsbewusstsein, Eigenengagement sowie Genauigkeit und Pünktlichkeit.

Als Hürden der Entwicklung sehen die Unternehmen Mängel in der vorhandenen Infrastruktur sowie Bürokratie. Handlungsbedarf besteht nach wie vor bei der Qualifikation der Mitarbeiter, auch wenn sie unter Berücksichtigung des niedrigen Lohnniveaus nicht zu schwer ins Gewicht fällt.

Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler
Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler (Foto: Anna Rauchenberger)

„Aufgrund der geringen Lohnkosten ist Rumänien immer noch ein interessanter Standort zur Verlagerung einfacher Produktionsprozesse oder zur Errichtung von Shared-Service-Centers“, meint Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler.

Unsicheres Umfeld erfordert Umstellung bei Vertriebs- und Risikomanagement

Handlungsbedarf sehen die Unternehmen im Umgang mit den unsicheren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Beschaffung und Produktion rücken in den Hintergrund, Marketing und Vertrieb – Ausbau der Vertriebskanäle und Stärkung der Kundenbindung – in den Fokus.

„Konsumenten müssen bei jeder Nachfrageschwankung von einem Produkt bzw. von einer Dienstleistung von neuem überzeugt werden“, erläutert Sattler. In Bezug auf Finanzen und Controlling sind die Unternehmen aktuell vor allem mit Risiko- und Liquiditätsmanagement befasst, während klassische Controlling-Themen wie Planung, Budgetierung und Reporting bereits Standard sein sollten.

Öffentliche Fördermittel ausschöpfen

Obwohl die Baubranche zu den großen Verlierern der Krise zählt, birgt der Infrastrukturbereich, Energie und Bau, laut Einschätzung der Befragten das größte Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre. Entscheidend hierfür werden die geplanten EU-Vereinfachungen für Subventionsverfahren vor allem bei mittelgroßen Unternehmen ab 2014 sein.

71 Prozent der Studienteilnehmer nehmen durch die Wirtschaftskrise zumindest eine teilweise Zunahme der Korruption wahr. Vier von fünf stellen teilweise rückläufigen Konsum fest, 77 Prozent sogar eine Zunahme sozialer Spannungen. Copyright: Horváth & Partners

Von 2007 bis 2010 konnte Rumänien nur etwa zehn Prozent der bis 2013 bereitgestellten Mittel von 30 Mrd. Euro abrufen. Oftmals haben bisher die richtigen Projektideen gefehlt. Zum Teil war und ist auch die lokale Administration mit den komplizierten Bewilligungsverfahren überfordert. Hier sollten in Zukunft die Unternehmen, die häufig über sehr gutes Know-how in diesen Bereichen verfügen, verstärkt aktiv mit den Behörden zusammenarbeiten.

Österreich ist zweitgrößter Investor

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Bukarest Mag. Rudolf Lukavsky über die Lage in Rumänien: „Der harte, wenn auch unpopuläre Sparkurs seit 2010 hat sich für Rumänien bezahlt gemacht. Mit 34,6% Staatsverschuldung und einem Budgetdefizit von -2,8% gehört Rumänien heute zu den stabilsten EU-Ländern. 2011 wuchs die rumänische Wirtschaft um +2,5%, für 2012 erwarten wir +1%, ab 2013 wieder über +3%. Die Euroeinführung 2015 ist noch nicht sicher. Die Inflation sank im April und Mai 2012 mit +1,8% auf ein Allzeittief seit über 20 Jahren.“

„Der Industrie und der Bausektor zeigen ein gutes Wachstum. Österreich ist zweitgrößter Investor in Rumänien mit rund 10 Mrd. EUR., insbesondere bei Banken, Versicherungen, Öl- und Gas, Bau & Immobilien, Energie, Handel und Industrie (Baustoffe, Holz, Papier). Von den politischen Turbulenzen rund um den Streit um die Absetzung des rumänischen Präsidenten zeigt sich die Wirtschaft bisher weitgehend unbeeindruckt. Allerdings  – nur in einem stabilen politischen Umfeld können nötige Reformen im Gesundheitswesen, der Verwaltung und Justizwesen umgesetzt werden“, meint der Wirtschaftsdelegierte Lukavsky.

Über die Studie

Am „Rumänien-Barometer 2012“ haben 67 Führungskräfte aus österreichischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen teilgenommen, die in Rumänien tätig sind, darunter Rechts-, Wirtschafts- und Unternehmensberater ebenso wie Führungskräfte in Immobilien, Bau, Handel und Industrie. Im Fokus der Studie standen der Umgang mit der hohen Unsicherheit am rumänischen Markt sowie dessen künftige Entwicklung.

Was ist los mit dem EU-Mitglied Rumänien?

Was ist los mit Rumänien?
Am 9. Dezember wählen die Rumänen ihr neues Parlament. Werden in der rumänischen Hauptstadt Bukarest integre Politiker wieder an die Macht kommen? Oder muss die EU sich weiterhin Sorgen machen über die politische Stabilität und über die Einhaltung der EU-Grundrechte? Obwohl es in der Innenpolitik kriselt, floriert die Wirtschaft und lockt Investoren an – vor allem aus Österreich (Foto: Rumänisches Tourismusamt)

Das Vertrauen der EU-Kommission in die Rechtsstaatlichkeit Rumäniens ist auch nach dem gescheiterten Referendum zur Absetzung des Präsidenten durch den sozialistischen Regierungschef Victor Ponta nachhaltig gestört. Die Zweifel an der Demokratiefähigkeit des EU-Mitglieds sind latent vorhanden, der nationalstaatliche Sumpf ist nicht trockengelegt, der Kampf gegen Korruption und organisiertes Verbrechen wird halbherzig geführt, der Schengen-Beitritt rückt in die Ferne, in der umstrittenen Regierung sitzt jetzt auch noch ein Holocaust-Leugner als Minister – der Sozialist Dan Sova. Am 9. Dezember werden die Parlamentswahlen über Rumäniens Zukunft entscheiden.

„Von den politischen Turbulenzen rund um die Absetzung des rumänischen Präsidenten zeigt sich die Wirtschaft bisher weitgehend unbeeindruckt“, sagt Mag. Rudolf Lukavsky, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Bukarest. Und: „ Allerdings nur in einem stabilen politischen Umfeld können nötige Reformen im Gesundheitswesen, der Verwaltung und Justizwesen umgesetzt werden.“

Der unpopuläre Sparkurs seit 2010 hat sich für das Land bezahlt gemacht. Mit 34,6 Prozent Staatsverschuldung und einem Budgetdefizit von minus 2,8 Prozent gehört Rumänien heute zu den stabilsten EU-Mitgliedsstaaten. Vergangenes Jahr wuchs die rumänische Wirtschaft sogar um plus 2,5 Prozent, für 2012 werden plus ein Prozent, ab 2013 wieder über plus drei Prozent erwartet. Die Inflation sank im April und Mai 2012 mit plus 1,8 Prozent auf ein Allzeittief seit über 20 Jahren.

Die Euro-Einführung 2015 ist nicht sicher. Gutes Wachstum zeigen der Industrie- und Bausektor. Österreich ist mit zehn Milliarden Euro zweitgrößter Investor – insbesondere bei Banken (Raiffeisen, Erste Bank), Versicherungen, Bau und Immobilien (Strabag), Energie, Öl und Gas (OMV), Handel und Industrie (Baustoffe, Holz, Papier).
Georg Karp

Rumänische Wochen in der Weinbotschaft

Weinbotschaft-Chefin Cristina Rojik und ihr Team (Foto: Manfred Sodia)
Weinbotschaft-Chefin Cristina Rojik und ihr Team (Foto: Manfred Sodia)

Von 9. bis 16. Jänner warten ganz besondere Gaumenfreuden auf die Gäste des Bio-Gourmetrestaurants Weinbotschaft in der Wiener Annagasse. In dieser Zeit wird Weinbotschaft-Chefin Cristina Rojik höchstpersönlich Spezialitäten aus ihrer Heimat Rumänien auf den Teller zaubern. Landestypische Speisen wie Kuttelfleck oder Krautwickel sind einige Beispiele der Vielfalt der mediterran inspirierten und sehr vitalen rumänischen Küche.

Doch nicht nur die südeuropäische Art der Zubereitung hat hier ihre Spuren hinterlassen – auch altösterreichische, arabische und sogar russische Einflüsse verbanden sich mit dem landeseigenen Stil zu einem wahren Schmelztiegel der Koch-Kulturen. So darf man beim Genuss von mit Speck und Knoblauch gespicktem Schweinslungenbraten, Brottrunk und anderen rumänischen Köstlichkeiten in der Weinbotschaft den Duft der großen weiten Gourmet-Welt erwarten.

Selbstverständlich wird auch im Rahmen der Rumänischen Wochen konsequent die Bio-Linie des Restaurants eingehalten. Die gebürtige Rumänin Cristina Rojik, seit mehr als 30 Jahren in Österreich daheim, will mit ihrer Küche Top-Qualität und exzellent-natürlichen Geschmack verbinden und dabei das Bewusstsein für gesunde Ernährung fördern: „Viele Menschen haben verlernt, das natürliche Aroma zu genießen und entdecken in der Weinbotschaft ihre Freude am echten Geschmack mancher Speisen wieder“.

Auch bei den Rumänischen Wochen werden in der Weinbotschaft (1010 Wien, Annagasse 12) ausschließlich biologische Zutaten verwendet, mit Gewürzen geht man gewohnt sparsam um. Das eine oder andere Glas Bio-Wein oder Bio-Sekt rundet den Genuss entsprechend ab.

Rumänien: Europas letzte Urwälder in Gefahr

Die rumänischen Behörden haben dem Bau der Nationalstraße 66A zugestimmt, die zwei der letzten europäischen Urwälder bedroht. Nach Fertigstellung würde die Straße durch zwei Nationalparks im Westen des Landes führen.

„Die staatliche Umweltschutzbehörde hat sich mit der Baugenehmigung darüber hinweggesetzt, dass es sich beim betroffenen Areal um ein strenges Schutzgebiet handelt“, kritisiert Andreas Beckmann, Leiter des WWF Donau-Karpaten-Programms.„Die Umweltverträglichkeitsprüfung war eine reine Farce und ist in fünf Tagen abgehandelt worden.“

Die Folgen der Straßenerrichtung auf das Ökosystem werden in der der Entscheidung zugrunde liegenden Gefälligkeitsstudie nicht einmal erwähnt. Außerdem wird – so der Vorwurf des WWF – bereits seit fünf Jahren illegal an Teilabschnitten gebaut.

Der bedrohte Schutzgebietskomplex umfasst den Domogled- und den Retezat-Nationalpark mit einer Gesamtfläche von rund 100.000 Hektar. In den größtenteils unberührten Wildnis-Arealen finden sich Jahrhunderte alte Bestände von Rotbuche und Schwarzkiefer.

Die Region bietet neben Wolf, Bär und Luchs auch anderen in Europa einst weit verbreitete Tierarten wie Fischotter, Auerhuhn oder Steinadler geeigneten Lebensraum. Der Retezat-Nationalpark ist zudem der älteste Rumäniens. Das bis zu 2.000 Meter hohe Massiv ist für seine zahlreichen Gletscherseen berühmt. Vergleichbare Urwälder finden sich in Europa nur noch im hohen Norden Finnlands und in Russland, so der WWF.

„Die EU hat bereits mehrere Verfahren gegen Rumänien angestrengt, da sich das Land nicht an Umwelt- und Naturschutzrecht hält“, kritisiert Beckmann. „Der Bau dieser Straße wird der nächste traurige Fall in einer langen Reihe sein.“

Die rumänische Naturschutzorganisation Agent Green wird, unterstützt vom WWF und anderen NGOs, eine Beschwerde gegen die rumänische Regierung bei der EU-Kommission einreichen. (Quelle: WWF; GeKa)