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Datenbank für Frauen in Führungspositionen

Schluss mit Mythen und gläsernen Decken. Die EU-Datenbank Global Board Ready Women ist online

Gleichbereichtig am Start zur Karriere
Frauen in Führungspositionen: Gleichberechtig am Start zur Karriere (Foto: Archiv)

Die 8000 Frauen umfassende Liste der Global Board Ready Women, die im Rahmen der Initiative Frauen in Führungspositionen der europäischen Business Schools erstellt wurde, wurde jetzt in eine Online-Datenbank aufgenommen.

Die erfassten Frauen erfüllen die strengen Corporate Governance-Kriterien börsennotierter Unternehmen, sind hochqualifiziert und könnten sofort eine Führungsposition übernehmen.

Die immer länger werdende Liste der führungsfähigen Frauen, die Unternehmen und Personalagenturen suchen, zeigt, dass mehr als genug herausragend qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen, um europäische oder Weltunternehmen in das 21. Jahrhundert zu führen.

„Wir müssen alle Talente unserer Gesellschaft nutzen, um Europas Wirtschaft in Schwung zu bringen. Deshalb hat die Europäische Kommission europäische Rechtsvorschriften zur Förderung einer ausgewogenen Geschlechterverteilung in den Leitungsorganen von Unternehmen vorgeschlagen”, sagte Vizepräsidentin und EU-Justizkommissarin Viviane Reding.

„Ich bekomme häufig das Argument zu hören, es gäbe nicht genügend qualifizierte Frauen, die Positionen in Leitungsorganen bekleiden könnten. Heute machen die europäischen Business Schools und ihre Partner weltweit Schluss mit diesen Mythen und mit den gläsernen Decken.

Die Liste ist ein Beweis dafür, dass es genügend hochqualifizierte Frauen gibt: genau 8000 an der Zahl! Jetzt ist es an den Unternehmen, dieses Reservoir an ungenutzten Talenten zu nutzen.“

Der Inhalt der Datenbank „Global Board Ready Women“ und das Forum werden vom Club der nichtgeschäftsführenden Direktoren der Financial Times auf der Plattform für berufliche Netzwerke LinkedIn verwaltet.

Jetzt gibt es keine Ausreden mehr: Frauen an die Spitze
Jetzt gibt es für Unternehmen keine Ausreden mehr: Frauen müssen an die Spitze (Foto: Archiv)

Alle in der Datenbank erfassten Frauen sind geeignet, um Positionen in den Leitungsorganen börsennotierter Unternehmen zu besetzen; sie erfüllen allesamt die strikten Kriterien, die die Organisatoren der europäischen Business Schools-Initiative „Frauen in Führungspositionen” in den vergangenen 18 Monaten festgelegt haben.

Jeder Antrag auf Aufnahme in die Datenbank wird förmlich bewertet und überprüft, und nur diejenigen Frauen, die die Kriterien erfüllen, werden aufgenommen.

Die teilnehmenden Business Schools und Berufsverbände wenden für ihre Absolventinnen und Mitglieder dieselben Kriterien an.

Insbesondere verfügen alle Frauen auf der Liste über eine mindestens fünfjährige Erfahrung in einer oder mehreren der nachstehenden Funktionen:

  • Boardvorsitzende und/oder nichtgeschäftsführendes Mitglied börsennotierter/nichtbörsennotierter Unternehmen
  • CEO, COO, CFO oder andere Funktionen auf der Vorstandsebene auf der Geschäftsführungs- oder Aufsichtsebene börsennotierter/nichtbörsennotierter Unternehmen
  • Anteilseignerin mit Kontrollbeteiligung großer Familienunternehmen
  • Direktorin staatlicher Stellen
  • Direktorin gemeinnütziger Unternehmen
  • Leitende Fachkraft einer institutionellen Investitionsgemeinschaft
  • Leitende Fachkraft in Beratungsunternehmen für Boards und deren Ausschüsse
  • Unternehmerin
  • Wissenschaftliche Spitzenposition

Background-Information:

Im November 2012 legte die Europäische Kommission einen Vorschlag für Rechtsvorschriften zur Verbesserung des Zahlenverhältnisses zwischen Frauen und Männern in Leitungsorganen von Unternehmen auf der Grundlage von Eignung und Qualifikation vor.

Der vorgeschlagenen Richtlinie zufolge sollen in den Leitungsorganen börsennotierter europäischer Unternehmen bis 2020 mindestens 40 Prozent der nicht geschäftsführenden Direktoren bzw. Aufsichtsratsmitglieder dem unterrepräsentierten Geschlecht angehören; für öffentliche Unternehmen wäre der Termin 2018.

Als ergänzende Maßnahme sieht der Vorschlag eine „Flexiquote“ vor, d. h. eine Verpflichtung für börsennotierte Unternehmen, im Wege der Selbstregulierung eigene Zielvorgaben für ein ausgewogeneres Zahlenverhältnis zwischen Frauen und Männern unter den geschäftsführenden Direktoren bzw. Vorstandsmitgliedern bis 2020 festzulegen (bis 2018 für öffentliche Unternehmen).

Hochqualifizierte Frauen warten auf das Startzeichenn der Unternehmen und Konzerne (Foto: Archiv)
Hochqualifizierte Frauen warten auf das Startzeichen der Unternehmen und Konzerne (Foto: Archiv)

Qualifikation und Eignung bleiben die wichtigsten Kriterien für eine Position in der Unternehmensleitung.

Mit der vorgeschlagenen Richtlinie wird eine Mindestharmonisierung der Corporate-Governance-Anforderungen eingeführt, da für Einstellungsentscheidungen objektive Qualifikationskriterien gelten müssen.

Die Richtlinie enthält Garantien, die eine bedingungslose, automatische Begünstigung des unterrepräsentierten Geschlechts ausschließen.

Im Einklang mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union zu positiven Maßnahmen ist vorgesehen, dass im Falle von Kandidaten männlichen und weiblichen Geschlechts mit gleicher Qualifikation der Kandidat des unterrepräsentierten Geschlechts den Vorzug erhält.

Es sei denn, eine objektive Beurteilung ergibt, dass spezifische Kriterien zugunsten des Kandidaten des anderen Geschlechts überwiegen. Für Unternehmen, die gegen die Richtlinie verstoßen, müssen die Mitgliedstaaten angemessene, abschreckende Sanktionen vorsehen.

Die Zuständigkeit der EU für gesetzgeberische Maßnahmen im Bereich der Gleichstellung reicht bis ins Jahr 1957 zurück. 1984 und 1996 erließ der Rat Empfehlungen zur Förderung einer ausgewogenen Mitwirkung von Frauen und Männern am Entscheidungsprozess. Ferner hat das Europäische Parlament in mehreren Entschließungen rechtlich verbindliche Quoten gefordert.

Ein Grund zum Feiern: 8000 Frauen erfüllen strenge Kriterien für Führungspositionen (Foto: Archiv)
Ein Grund zum Feiern: 8000 Frauen erfüllen strenge Kriterien für Führungspositionen (Foto: Archiv)

Einem Bericht der Kommission vom März 2012 zufolge ist in den Leitungsorganen der Unternehmen EU-weit derzeit ein Geschlecht vorherrschend.

Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. In den größten finnischen Unternehmen beispielsweise liegt der Frauenanteil bei 27 Prozent, in Lettland bei 26 Prozent, während er in Malta nur 3 Prozent und in Zypern 4 Prozent beträgt.

Fortschritte sind nur in Ländern erkennbar, die für die Leitungsorgane rechtlich verbindliche Vorschriften eingeführt haben.

Rund 40 Prozent der EU-weit zwischen Oktober 2010 und Januar 2012 registrierten Veränderungen gehen allein auf das Konto Frankreichs, das im Januar 2011 eine verbindliche Frauenquote eingeführt hat.

EU: Politiker verlieren weiter an Zustimmung

Nur noch 12 Prozent der Europäer vertrauen ihren Politikern

Am heutigen 10. Dezember 2012 erhält die Europäische Union den Friedensnobelpreis. Doch Anlass zur Freude gibt es nicht: Denn Europas Bürger stellen den Politikern ein mehr als negatives Zeugnis aus.

In ganz Europa hat das Vertrauen in die politischen Vertreter einen neuen Tiefpunkt erreicht. Waren es 2010 noch 14 Prozent und 2011 noch 13 Prozent, die darauf vertrauten, dass die Politiker gut auf die Zukunft vorbereiten, sind aktuell nur 12 Prozent der Europäer dieser Meinung.

Zu diesem nüchternen Ergebnis kommt die neueste Europauntersuchung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen für die über 11.000 Personen ab 14 Jahren in zehn europäischen Ländern repräsentativ in persönlichen Interviews befragt wurden.

Die Dänen sind die einzigen, die noch halbwegs an das richtige Handeln ihrer gewählten Vertreter glauben. In Polen und Griechenland, Deutschland und Großbritannien ist es dagegen nur noch eine verschwindende Anzahl von Einwohnern, die auf die Zukunftsfähigkeit der Politiker bauen.

„Das Vertrauen in die Politik ist fast gänzlich aufgebraucht. Die Bevölkerung hat das Gefühl, ständig neue Hiobs­botschaften zu erhalten und dabei doch nicht die ganze Wahrheit über das Ausmaß der Krise zu erfahren. Auch sehen die Bürger die Politiker zunehmend als Getriebene an, die nur noch reagieren statt zu agieren und selber den Überblick verloren haben“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung.

Leben in fortgesetzten Krisenzeiten: Bevölkerung erwartet auch weiterhin Krisen

Von der Finanz- über die Wirtschafts- bis zur Eurokrise, die Bevölkerung hat das Gefühl, in dauerhaften Krisenzeiten zu leben. Und auch für die Zukunft erwarten über zwei Drittel der Europäer (68%) weiterhin Krisen.

Vor allem in Griechenland und Spanien, die besonders unter der derzeitigen wirtschaftlichen Situation leiden, ist die Sorge groß, auch zukünftig von einer Krise in die nächste zu kommen.

Aber auch drei Viertel der Franzosen und zwei Drittel der Deutschen blicken pessimistisch in die Zukunft. Und selbst bei den sonst so positiv eingestellten Niederländern fürchtet knapp die Hälfte eine Fortsetzung der unsicheren Zeiten.

Reinhardt: „Die Europäer haben mittlerweile erkannt, dass es keine Frage ist, ob es eine neue Krise geben wird, sondern nur wann und mit welchem Ausmaß“.

Angst vor einer zunehmenden Spaltung von Arm und Reich

Europa ist zwar eine der reichsten Regionen der Erde, dennoch leben rund 17 Prozent – oder über 100 Millionen – der Europäer unterhalb der Armutsgrenze. Sie haben nicht genügend Geld, um grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen.

Auf der anderen Seite wird von Rekordgewinnen und neuen Umsatzsteigerungen auf Unternehmensseite sowie über neue Boni von Bänkern und Vorständen berichtet. Fast drei von vier Europäern (71%) befürchten, dass sich die hieraus resultierende Spaltung der Gesellschaft in Zukunft noch verschärfen wird.

In ganz Europa ist mittlerweile in jedem Land die Mehrheit von dieser Entwicklung überzeugt. Neben den Krisenländern Griechenland und Spanien sind es vor allem wohlhabende Staaten wie Dänemark, Frankreich, Deutschland oder die Schweiz, die diese Sorge teilen.

Die Befürchtungen sind durchaus berechtigt. Laut UN-Bericht verfügen in Europa

  • zehn Prozent der Gesamtbevölkerung über 60 Prozent des Gesamtvermögens;
  • hat sich die Zahl der Millionäre in den vergangenen drei Jahren um 19 Prozent erhöht;
  • besitzen fünf Prozent der europäischen Bevölkerung ebensoviel Immobilien wie die restlichen 95 Prozent;
  • haben sich die Durchschnittsgehälter seit Ende der 1970er Jahre in Europa verdreifacht, die Managergehälter sogar verachtfacht.

„Die soziale Schere ist in ganz Europa weit geöffnet. Die Mittelschicht – als das Rückgrat jeder Gesellschaft – muss entlastet und gefördert werden, ansonsten drohen soziale Spannungen und offene Konflikte“, befürchtet Prof. Reinhardt.

 

Fliegen mit Verantwortung ist mehr als nur ein Slogan

Es tut sich was zwischen Himmel und Erde. Die finanziellen Turbulenzen in der Luftfahrtbranche halten an. Die Insolvenzgefahr für SAS und Iberia ist zwar etwas in die Ferne gerückt, doch Personalabbau und rigoroses Sparen bleiben auf der Tagesordnung des Managements. Beispielhaft verhalten sich die Mitarbeiter der skandinavischen Airline: Sie haben von sich aus Gehaltskürzungen angeboten, um das Überleben ihres Unternehmens zu sichern.

Deutsch: Nachhaltigkeit
Wirtschaft und Ökologie sowie Soziales sind der Kreis, in dem auch die Fluggesellschaften sich bewegen (Foto: Wikipedia)

Das kürzlich in Wien abgehaltene Luftfahrtsymposium des Österreichischen Luftfahrtverbandes hat gezeigt, in welchem Spannungsfeld sich die Luftfahrt bewegt. Auf der einen Seite fliegen die Airlines in tiefrote Zahlen, auf der anderen Seite investieren sie in Nachhaltigkeit und Technologie.

Um die Treibstoffkosten – der Sprit frisst ein Drittel aller Einnahmen – in den Griff zu bekommen, werden Fluggeräte einer neuen Generation angekauft, deren Treibstoffverbrauch unter dem eines modernen Kleinwagens liegt.

Die Luftfahrt hat insgesamt einen Anteil von 12 Prozent an den CO2-Emissionen aller Verkehrsmittel auf der Erde, der Straßenverkehr hingegen 74 Prozent. Die „Green Aviation Mobility“, das Fliegen mit Verantwortung, ist mehr als nur das Motto eines Symposiums.Und was macht die Politik?

Tony Tyler, Generaldirektor des Weltluftfahrtverbandes IATA, beziffert die Verluste für Europas Fluglinien 2012 mit einer Milliarde Euro. Und er kritisiert harsch die Politik: „Das Umfeld für die Luftfahrt ist in Europa extrem unfreundlich.“
GEORG KARP

Rumänien: Wo bleibt der Aufschwung?

Das rumänische Parlament in Bukarest
Das rumänische Parlament in Bukarest: Ein Relikt aus der Ära des kommunistischen Diktators Nicoale Ceausescu (Foto: Rumänischens FVA)

Österreichs Führungskräfte rechnen in Rumänien erst langfristig wieder mit einer Steigerung des Marktwachstums. Voraussetzung dafür ist aber die Stabilisierung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter anderem bei Korruptionsbekämpfung, Rechtssicherheit und Mitarbeiterqualifikation. In der Zwischenzeit setzen die Investoren Initiativen zum Management der hohen Unsicherheit. Das geht aus dem kürzlich fertiggestellten Rumänien-Barometer der Managementberater Horváth & Partners hervor.

Die Studienteilnehmer schätzen das Wirtschaftswachstum Rumäniens in den nächsten zwei Jahren mit bis zu drei Prozent als eher gedämpft ein. Einen spürbaren Aufschwung erwarten sich die Unternehmen frühestens 2015. Margendruck und Wettbewerbsintensität werden weiter zunehmen.

Studienautor Gerhard Gottlieb, Horváth & Partners (Foto: Anna Rauchenberger/www.fotodienst.at)
Horváth & Partners- Studienautor Gerhard Gottlieb, (Foto: Anna Rauchenberger)

„83 Prozent der Studienteilnehmer sind trotz allgemein rückläufiger Euphorie von ihrem Investment in Rumänien überzeugt und würden erneut investieren, 16 Prozent sogar in größerem Umfang“, sagt Studienautor Gerhard Gottlieb von Horváth & Partners. Das größte Wachstumspotenzial erwarten die Befragten in den nächsten fünf Jahren im Sektor Energie und Versorgung.

Verlierer der Krise: Immobilien- und Baubranche

Die Wirtschaftskrise hat deutliche Spuren in Rumänien hinterlassen. So nehmen 71 Prozent der Studienteilnehmer zumindest eine teilweise Zunahme der Korruption wahr. Vier von fünf stellen teilweise rückläufigen Konsum fest, 77 Prozent sogar eine Zunahme sozialer Spannungen.

Für sechzig Prozent der Teilnehmer ist die Immobilien- und Baubranche der große Verlierer der Krise. Dennoch konnten einige von der Rezession sogar profitieren – z.B. durch den Rückgang der hohen Immobilienpreise und die Reduktion überzogener Gehaltsvorstellungen. 66 % stellten zudem eine Verbesserung der Firmenloyalität fest.

Vorteil: niedriges Lohnniveau nach wie vor

Hinsichtlich der Geschäftskultur sehen die Studienteilnehmer eine Verbesserung der Mitarbeitermotivation sowie eine verstärkte Entwicklung hin zum partizipativen Führungsstil. Weiterhin kritisch bewerten die Befragten Verantwortungsbewusstsein, Eigenengagement sowie Genauigkeit und Pünktlichkeit.

Als Hürden der Entwicklung sehen die Unternehmen Mängel in der vorhandenen Infrastruktur sowie Bürokratie. Handlungsbedarf besteht nach wie vor bei der Qualifikation der Mitarbeiter, auch wenn sie unter Berücksichtigung des niedrigen Lohnniveaus nicht zu schwer ins Gewicht fällt.

Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler
Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler (Foto: Anna Rauchenberger)

„Aufgrund der geringen Lohnkosten ist Rumänien immer noch ein interessanter Standort zur Verlagerung einfacher Produktionsprozesse oder zur Errichtung von Shared-Service-Centers“, meint Horváth & Partners-Rumänienexperte Peter Sattler.

Unsicheres Umfeld erfordert Umstellung bei Vertriebs- und Risikomanagement

Handlungsbedarf sehen die Unternehmen im Umgang mit den unsicheren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Beschaffung und Produktion rücken in den Hintergrund, Marketing und Vertrieb – Ausbau der Vertriebskanäle und Stärkung der Kundenbindung – in den Fokus.

„Konsumenten müssen bei jeder Nachfrageschwankung von einem Produkt bzw. von einer Dienstleistung von neuem überzeugt werden“, erläutert Sattler. In Bezug auf Finanzen und Controlling sind die Unternehmen aktuell vor allem mit Risiko- und Liquiditätsmanagement befasst, während klassische Controlling-Themen wie Planung, Budgetierung und Reporting bereits Standard sein sollten.

Öffentliche Fördermittel ausschöpfen

Obwohl die Baubranche zu den großen Verlierern der Krise zählt, birgt der Infrastrukturbereich, Energie und Bau, laut Einschätzung der Befragten das größte Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre. Entscheidend hierfür werden die geplanten EU-Vereinfachungen für Subventionsverfahren vor allem bei mittelgroßen Unternehmen ab 2014 sein.

71 Prozent der Studienteilnehmer nehmen durch die Wirtschaftskrise zumindest eine teilweise Zunahme der Korruption wahr. Vier von fünf stellen teilweise rückläufigen Konsum fest, 77 Prozent sogar eine Zunahme sozialer Spannungen. Copyright: Horváth & Partners

Von 2007 bis 2010 konnte Rumänien nur etwa zehn Prozent der bis 2013 bereitgestellten Mittel von 30 Mrd. Euro abrufen. Oftmals haben bisher die richtigen Projektideen gefehlt. Zum Teil war und ist auch die lokale Administration mit den komplizierten Bewilligungsverfahren überfordert. Hier sollten in Zukunft die Unternehmen, die häufig über sehr gutes Know-how in diesen Bereichen verfügen, verstärkt aktiv mit den Behörden zusammenarbeiten.

Österreich ist zweitgrößter Investor

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Bukarest Mag. Rudolf Lukavsky über die Lage in Rumänien: „Der harte, wenn auch unpopuläre Sparkurs seit 2010 hat sich für Rumänien bezahlt gemacht. Mit 34,6% Staatsverschuldung und einem Budgetdefizit von -2,8% gehört Rumänien heute zu den stabilsten EU-Ländern. 2011 wuchs die rumänische Wirtschaft um +2,5%, für 2012 erwarten wir +1%, ab 2013 wieder über +3%. Die Euroeinführung 2015 ist noch nicht sicher. Die Inflation sank im April und Mai 2012 mit +1,8% auf ein Allzeittief seit über 20 Jahren.“

„Der Industrie und der Bausektor zeigen ein gutes Wachstum. Österreich ist zweitgrößter Investor in Rumänien mit rund 10 Mrd. EUR., insbesondere bei Banken, Versicherungen, Öl- und Gas, Bau & Immobilien, Energie, Handel und Industrie (Baustoffe, Holz, Papier). Von den politischen Turbulenzen rund um den Streit um die Absetzung des rumänischen Präsidenten zeigt sich die Wirtschaft bisher weitgehend unbeeindruckt. Allerdings  – nur in einem stabilen politischen Umfeld können nötige Reformen im Gesundheitswesen, der Verwaltung und Justizwesen umgesetzt werden“, meint der Wirtschaftsdelegierte Lukavsky.

Über die Studie

Am „Rumänien-Barometer 2012“ haben 67 Führungskräfte aus österreichischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen teilgenommen, die in Rumänien tätig sind, darunter Rechts-, Wirtschafts- und Unternehmensberater ebenso wie Führungskräfte in Immobilien, Bau, Handel und Industrie. Im Fokus der Studie standen der Umgang mit der hohen Unsicherheit am rumänischen Markt sowie dessen künftige Entwicklung.