Schlagwort-Archive: Neonazimorde

Rechtsradikale drangsalieren Passagier in der S-Bahn

Ein Wuppertaler erstattete am 31.12.2011 bei der Düsseldorfer Polizei eine Anzeige, wegen Körperverletzung gegen Unbekannt. Der Mann war auf seinem Weg zur Arbeit, gegen 04.30 Uhr, am Wuppertaler Hauptbahnhof in eine S-Bahn Richtung Düsseldorf gestiegen. Zeitgleich traten auch drei 17 bis 19 Jahre alte Personen – zwei Männer und eine Frau – vom Bahnsteig in das Zugabteil.

Sie setzten sich neben den 25-Jährigen. Anschließend versuchten die Unbekannten den Mann in ein Gespräch mit politisch rechtem Hintergrund zu verwickeln und zeigten dabei auch entsprechende Bilder und Symbole.

Als der 25-Jährige deutlich machte, dass er damit nichts zu tun haben möchte, gerieten zwei des Trios in Rage. Bevor die drei an der Haltestelle Vohwinkel die S-Bahn wieder verließen, schlug der aggressive „Gesprächspartner“ dem Wuppertaler zwei Mal mit der Faust ins Gesicht. In diesem Moment kamen zwei couragierte Fahrgäste zur Hilfe und stellten sich vor das Opfer.

War ein Geheimdienstmann bei Neonazimord am Tatort?

Welche Rolle haben die Geheimdienste gespielt? Diese Frage rückt in Deutschland immer mehr ins Zentrum der wiederaufgenommenen Ermittlungen zu den bisher unaufgeklärten „Döner-Morden“, die nun einem vergangene Woche aufgeflogenen Neonazi-Trio zur Last gelegt werden.

Für Aufsehen sorgte zuletzt ein Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“, Dienstag-Ausgabe), wonach ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes bei zumindest einem Mord direkt an Ort und Stelle gewesen sein soll. Der „hagere Mann mittleren Alters“ sei 2006 einer von insgesamt sechs Gästen eines Internetcafes in Kassel gewesen, in dem der 21-jährige Halit Yozat erschossen wurde.

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich den Angaben zufolge heraus, dass jener Mann, der sich im Gegensatz zu den fünf anderen Gästen nicht bei der Polizei meldete, für den Geheimdienst tätig war. Der im Anschluss vom Dienst suspendierte Mann sei zudem „vom Zeugen zum Verdächtigen“ geworden – samt Hausdurchsuchung, bei der neben Waffen auch ein Buch über Serienmorde gefunden worden sei.

Es folgten „auch Nachforschungen über mögliche Zusammenhänge zu anderen ‚Döner-Morden‘, zu denen die Ermittler die Tat schließlich rechneten – aber für mindestens eine Tat hatte der Verdächtige ein Alibi“, so die „FAZ“.

Ein hochrangiger Ermittler sprach gegenüber der „Bild“-Zeitung in diesem Zusammenhang von einer „unfassbaren“ Vorgangsweise. Entlastend ausgelegt worden sei für den Mann demnach, dass er „zum Tatzeitpunkt nur in sechs der neun Morde in der Stadt war“. Als „auffällig“ wertete die Zeitung auch, dass es nach dem Auffliegen des Verfassungsschützers keine „Döner-Morde“ mehr gegeben habe.

Eine Reihe von Brandanschlägen auf Roma-Wohnungen im Osten Deutschlands beschäftigt noch immer die Sicherheitsbehörden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese Attentate von geheimen Aktionskommandos der „Braunen Armee Fraktion“ verübt worden sind. Und auch dabei muss untersucht werden, was der deutsche Verfassungsschutz darüber weiß bzw. welche Erkenntnisse er bisher gewonnen hat.

Eines ist aber seit Jahrzehnten bekannt: Die Staatsschützer haben in den meisten rechtsradikalen Gruppen ihre Informanten sitzen bzw. ihre Undercover-Agenten eingeschleust. Und es ist auch nicht unbekannt, dass Kriminelle immer wieder zu Straftaten animiert werden, um so an die Hintermänner zu gelangen. Die moralische Frage ist aber: Wie weit dürfen Staatsschützer bei ihrer Untergrundarbeit gehen? (Quelle: ORF/GeKa)