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Geschäftsreisen sind die besten Türöffner

Interview mit WKO-Präsident Dr. Chstoph Leitl über die zunehmende ­Bedeutung der Emerging Markets für Österrechs Unternehmen und warum Geschäftsreisen in Zeiten wie diesen erforderlich und nützlich sind

WKO-Präsident Dr. Christoph Leitl: Hinfahren, wo die Musik spielt
WKO-Präsident Dr. Christoph Leitl: Hinfahren, wo die Musik spielt (Foto: wko.at)

Warum sind Geschäftsreisen im Ausland von eminenter Bedeutung?
Christoph Leitl: Durchs Reden kommen die Leute zusammen; das gilt heute mehr denn je. Wer nicht bereit ist, eine mitunter anstrengende Geschäftsreise auf sich zu nehmen, darf sich nicht wundern, wenn er im Exportgeschäft scheitert. Gerade in herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten führen nur Beharrlichkeit und die persönliche Bearbeitung der Märkte zum nachhaltigen Exporterfolg. Dazu gehört die Kotaktpflege vor Ort, die durch Handy, Internet oder Telefonkonferenzen nicht zu ersetzen ist. In vielen Auslandsmärkten werden die persönliche Anwesenheit und Gespräche auf Augenhöhe vom Geschäftspartner erwartet und daher sind Geschäftsreisen die besten Türöffner.

Welche Chancen eröffnen sich für den Export österreichischer Produkte?
Christoph Leitl: Österreichs Exporteure sorgen mit ihrem Engagement für Aufschwung, Wachstum und Jobs im Inland. Daher ist jeder Schritt wichtig, der diesen Wohlstandstreiber ankurbelt. Für unsere Firmen ist es aufgrund des kleinen Binnenmarkts seit jeher wichtig, neue Märkte zu erschließen. Wer an Expansion denkt, für den gibt es nur eine Zukunft und die heißt Internationalisierung. Denn allen Krisenmeldungen zum Trotz gibt es für innovative Unternehmen viele Hoffnungsmärkte und –branchen mit Potenzial.

Österreichs Top Exportländer 2011
In Österreich gibt es rund 40.000 Exporteure. EinGroßteil der Wertschöpfung der Unternehmen wird im Auslandsgeschäft geschaffen. Die Exportquote beträgt 58 Prozent. Hier Österreichs Top-10-Exportdestinationen in 2011 (Graphik: Mag. Christine Altendorfer/WKOÖ)

Wo kann Österreichs Exportwirtschaft punkten?
Christoph Leitl: Es gibt für die Zukunft nur eine Option: Die bewährten Märkte mit neuen Ideen verteidigen, aber gleichzeitig neue Märkte rasch erobern. Die Strategie, unsere Fördermaßnahmen für Österreichs Unternehmen – auch im Rahmen der Exportoffensive ‚go international‘ – in Übersee oder in Mittel- und Osteuropa zu verstärken, hat sich als richtig erwiesen. Daher legen wir künftig ein noch stärkeres Augenmerk auf Wachstumsregionen in Asien, im Nahen und Mittleren Osten, Südamerika oder in GUS-Ländern. Dem Wettbewerb müssen sich die Firmen selbst stellen. Wir begleiten und sichern die Marktpräsenz unserer österreichischen Unternehmen im Ausland.

English: Map of Emerging Markets
Wo die Emerging Markets sich befinden (Photo: Wikipedia)

Wie können „Emerging Markets“ für KMU ein Gewinn werden?
Christoph Leitl: Wir sehen bereits seit einigen Jahren ein zunehmendes Interesse der österreichischen Unternehmen an den Emerging Markets – aber es geht noch mehr. Der Überseeanteil der österreichischen Exporte beträgt 17 Prozent. Ende 2012 soll er bei 20 Prozent liegen. Also begleiten wir die österreichischen Firmen in diese Märkte, denn die Präsenz vor Ort ist das Um und Auf für den Exporterfolg. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Sprung über den europäischen Tellerrand hinaus schaffen. Denken Sie nur an die Ostöffnung, an die EU-Erweiterung! Was Österreichs Unternehmen hier als Pioniere gezeigt ha­ben, verlagert sich jetzt weiter. Wir müssen dorthin, wo die Musik spielt.Georg Karp

Kasachstan lockt Österreich mit seinem Ölreichtum

Kasachstan lockt Österreich mit seinem Ölreichtum
Almaty: Die Hauptstadt von Kasachstan erlebt derzeit einen riesigen Bauboom. Das rohstoffreiche Land lockt immer mehr Investoren an (Foto: Wikipedia)

Das Land zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und dem Altai-Gebirge im Osten ist flächenmässig das neuntgrößte der Welt und reich wie kaum ein ­anderes. Sein Kapital: Rohstoffe wie Erdöl, Gas, Kohle, Mineralien, Uran und Getreide. Mit einem hohen Wirtschaftswachstum (+ 7,5 Prozent 2011) und einem BIP pro Kopf von rund 8.000 Euro ist die autoritär regierte Präsidialrepublik Kasachstan die Wirtschaftslokomotive in Zentralasien.

Jährlich zieht sie ausländische Direktinvestitionen (FDI) von zehn bis 20 Milliarden Dollar an und ist weltweit einer der größten Empfänger, wie eine neue Ernst & Young-Studie feststellt. Mehr als 60 Prozent der Fremdinvestitionen fließen unmittelbar in die Ölförderung und Exploration. Hauptwachstumstreiber ist dabei das riesige Kashagan-Ölfeld mit sieben bis neun Milliarden Barrel Reserven, dessen Produktionsstart für Ende 2012 geplant ist.

Die Ernst & Young-Studie – basierend auf Befragung von 211 internationalen Unternehmen – zeigt eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung der Attraktivität Kasachstans: Investoren mit Präsenz vor Ort schätzen das Land deutlich positiver und attraktiver ein als mögliche Neueinsteiger. Diese Divergenz gibt’s von der Einschätzung der politischen und makroökonomischen Stabilität bis hin zur Bewertung der Infrastruktur, der Unternehmensbesteuerung und dem Potenzial als Absatzmarkt.

Für Österreich ist Kasachstan ein vielversprechender Markt. So wurde 2010 das AußenwirtschaftsCenter in Almaty als Ansprechpartner für Investoren eröffnet.
Georg Karp

Geschäftsreisen als Dosenöffner für Wirtschaft

Wenn schon die heimische Politik keine guten Nachrichten zu bieten hat, so sind die Botschaften und Signale aus der Wirtschaft umso erfreulicher: Es geht aufwärts, auch ohne die zerredete und auf die lange Bank geschobene EU-Finanztransaktionssteuer.

Die „Firmen strotzen vor Optimismus“, jubelt die Tageszeitung „Die Presse“. Denn laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens SynGroup sind zwei Drittel der heimischen Unternehmen für das heurige Wirtschaftsjahr positiv eingestellt, 40 Prozent erwarten sogar bessere Umsätze und Erträge als im Vorjahr.

Selbst der Internationale Währungsfonds sieht am Horizont bereits eine Erholung der Weltwirtschaft, wenn auch von einigen dunklen Wolken über Europa begleitet. Das ist gut so, das macht Mut. Dank des Außenhandels hat Österreich seit 2008 die Wirtschaftskrise gut bewältigt. Der Export war und ist nach wie vor der entscheidende Wachstumstreiber.

„Für Österreichs Wirtschaft gibt’s unter den schwieriger werdenden Bedingungen nur eine Zukunft – die Internationalisierung“, sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich. „Unsere Exportstärke ist der wichtigste Trumpf für ein Wirtschaftswachstum. Wir müssen daher bewährte Auslandsmärkte mit Ideen verteidigen und gleichzeitig neue Exportmärkte erobern.“ Große Unternehmen müssen sich also verstärkt in Übersee, in den BRICS– und Next-Eleven-Staaten einbringen, und für KMU sind es der MOEL-Raum und Deutschland.

Christoph Leitl, Präsident der Wirtchaftskammer Österreich, gibt die Marschrichtung vor: „Ein Schwerpunkt der Exportzukunft für ein kleines Land wie Österreich liegt bei Dienstleistungsexporten. Jeder Euro Dienstleistungsexport zieht sieben Euro an Warenexporten nach sich.“ Bei der Erschließung neuer Märkte spielen Geschäftreisen die Rolle eines Dosenöffners.
GEORG KARP

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