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Betrifft: Let’s talk about Sex!

Was Er und Sie zum Thema Sex zu sagen haben (Foto: ClipArt)
Was Er und Sie zum Thema Sex zu sagen haben (Foto: ClipArt)

Sex ist überall ein großes Thema, was nicht zuletzt daran liegt, dass unsere Gesellschaft immer freizügiger und offener damit umgeht. Dies bestätigen auch 75 Prozent der ÖsterreicherInnen in der Durex Global Sex Studie 2012. Trotzdem scheinen längst nicht alle ausreichend informiert zu sein und es gibt weiterhin viel zu tun auf dem Weg zu einem vertrauensvollen und sicheren Umgang in Sachen Sex.

Lange Tage, heiße Nächte – sichere Verhütung

Laut der Durex Global Sex Studie 2012 glauben vier von fünf Menschen sowohl weltweit (79%) als auch in Österreich (78%), dass die Sexualerziehung dazu beiträgt, verantwortungsvoller mit Sex umzugehen. Denn wer richtig aufgeklärt ist, schützt sich nicht nur vor ansteckenden Krankheiten, sondern kann sein Sexleben auch unbeschwerter genießen.

„Gerade jetzt, wo die Temperaturen wieder in die Höhe schießen und die Lust schnell mit einem durchgeht heißt es einen klaren Kopf zu bewahren. Sex ist Fun, aber man muss wissen, worauf es in Sachen Verhütung ankommt“, erklärt die österreichische DUREX-Sexexpertin, Janina Lebiszczak alias Pandora Reithermann.

Obwohl 92 Prozent der Befragten in Österreich behaupten, sie wüssten, wie sie sich am besten schützen, gaben nur elf Prozent an, regelmäßig an Kondome zu denken und sie beim Geschlechtsverkehr zu verwenden. Das bedeutet, dass neun von zehn ÖsterreicherInnen immer wieder ungeschützten Sex haben – 16 Prozent gestehen sogar, überhaupt keine Kondome zu verwenden.

Trotz des Bewusstseins in der österreichischen Bevölkerung, dass eine richtige Sexualerziehung essentiell ist, findet die Aufklärung hierzulande erstaunlicherweise eher auf informellem Wege, außerhalb des Klassenzimmers bzw. dem Elternhaus, statt.

Was Freunde und Freundinnen so alles über Sex erzählen
Was Freunde und Freundinnen so alles über Sex erzählen

Die wichtigsten Informationsquellen der ÖsterreicherInnen sind laut Studie Freunde (53%), gefolgt von Zeitschriften (50%). Erst an dritter Stelle nannten die Befragten die Schule (35%) – die klassische Aufklärung im Elternhaus steht mit 28 Prozent sogar nur auf Platz fünf. Bevor die Eltern daheim gefragt werden, zieht mehr als jede/r dritte ÖsterreicherIn (32%) noch themenspezifische Bücher zu Rate.

Die Studie brachte weiterhin ans Licht, dass knapp vier von zehn ÖsterreicherInnen (37%) ihr erstes Mal genossen haben, weltweit sind es sogar nur 35 Prozent. Dies scheint auch daran zu liegen, dass sich fast jede/r sechste in Österreich vor seinem ersten Mal gut informiert fühlte, wohingegen trotz mangelnder Aufklärung nur ein Prozent der Befragten Angst hatte, sich mit einer ansteckenden Krankheit zu infizieren.

Hintergrund zur Studie

Die Durex Global Sex Studie 2012 wurde von der weltweit führenden Kondommarke in Auftrag gegeben. Durex fördert eine Reihe von Initiativen zur Gesundheitsförderung für sichereren und besseren Sex.

Die Umfrage wurde online in 35 Ländern und als persönliches Interview in Nigeria durchgeführt. Befragt wurden 29.003 Erwachsene (Alter 18+) in 36 Ländern im Zeitraum vom 6. September bis zum 3. Oktober 2011. Die österreichischen Ergebnisse basieren auf einem Panel von 501 Befragten. Die Daten wurden der Bevölkerungsstruktur entsprechend gewichtet.

Die Umfrage zur Durex Global Sex Studie 2012 fand in den folgenden 36 Ländern statt: Australien, Österreich, Kanada, China, Kolumbien, Kroatien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Hong Kong, Ungarn, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Neuseeland, Nigeria, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Singapur, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweiz, Taiwan, Thailand, Türkei, Großbritannien und USA.

Der Unbelehrbare auf seinem Kreuzzug gegen die Moderne

Der demokratischen Gesellschaft droht Gefahr aus dem Vatikan. Ein geistiger Rückfall in die finstere Vergangenheit des fundamentalen Katholizismus breitet sich aus wie ein unheilbares Krebsgeschwür: Denn der deutsche Papst in Rom will eine geistig-moralische Wende herbeiführen, die Moderne soll endlich zu Kreuze kriechen.

Mit schweren Geschützen fährt der britisch-deutsche Journalist und Autor Alan Posener, 62, in der aktualisierten Ausgabe seines Buchs „Der gefährliche Papst“ (Ullstein) auf, dokumentiert in seiner kritischen Streitschrift gegen Benedikt XVI., dass der Papst, ein Feind der Aufklärung, schon seit langem einen konsequenten Feldzug gegen die Errungenschaften der Moderne führt.

Der gefährliche Papst. Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI. von Alan Posener. Aktualisierte Taschenbuchausgabe aus Ullstein Verlag
Der gefährliche Papst. Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI. von Alan Posener. Aktualisierte Taschenbuchausgabe aus Ullstein Verlag

Unverblümt wirft er dem deutschen Papst in Rom vor, dass er „mit großer Radikalität und Beharrlichkeit die Grundsätze eines intellektuellen Rollbacks der Moderne postuliert, den weltlichen Staat und die Werte der Aufklärung  bekämpft: Pluralismus der Gesellschaft und des Glaubens, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau, Emanzipation der Wissenschaft und der Religion.

„Benedikts Kreuzzug gilt Europa. Ihn zu kritisieren heißt, sich der geistigen Grundlagen des modernen Europa zu versichern. Europa ist für Benedikt der Hauptkampfplatz. Hier hatte die Aufklärung ihren Ursprung, hier ist die Säkularisierung am weitesten gediehen, hier vor allem wird Benedikts Rat für die Neuevangelisierung tätig werden. Europa soll nach seinem Willen wieder zu einem christlichen Kontinent werden – und zwar christlich im Sinne der vorreformatorischen Kirche“, sagt der bekennende Atheist Alan Posener.

Für den Papst ist die Geschichte Europas seit der Reformation eine Geschichte des moralischen und geistigen Verfalls, die Aufklärung ein Sündenfall. Posener: „Er deutet den Begriff der Vernunft um und macht sie so zu einem Instrument, das die Menschen in Abhängigkeit von der Kirche halten soll. Den Pluralismus der Demokratie kritisiert Benedikt als Diktatur des Werterelativismus, und indem er behauptet, dieser führe zum ungehemmten Egoismus und zur Auflösung von Familie, Moral und öffentlicher Ordnung, delegitimiert er die Demokratie.“

Was Benedikt XVI. will, so der Autor und Korrespondent für Politik und Gesellschaft für die Welt am Sonntag und einer der einflussreichsten deutschen Blogger, „ist ein Rollback der Aufklärung, der Moderne. Er trifft in Europa auf eine weitverbreitete Forschrittsmüdigkeit und Zivilisationskritik, auch unter Menschen, die mit dem Katholizismus nichts am Hut haben. Darum sind seine Ideen gefährlich. Benedikts gefährliche Ideen kritisieren heißt, sich erneut der geistigen Grundlagen des modernen Europa versichern.“

Die zahlreichen Sex-Skandale um Seminaristen, Priester, Bischöfe und Kardinäle ließen den Papst – so der Buchautor Posener – ungerührt, er gehe weiterhin gegen Homosexualität und die Emanzipation der Frau vor.

Als Beleg dafür zitiert er Benedikt XVI. wörtlich: „Es ist keine überkommende Metaphysik, wenn die Kirche von der Natur des Menschen als Mann und Frau spricht und fordert, dass diese Schöpfung auch respektiert wird.“

Diese Festellung des amtierenden Papstes provoziert Alan Posener zur kritischen Frage: „Wollen wir statt der angeblichen Diktatur der demokratischen Vielfalt etwa eine Diktatur der absoluten Wahrheit des Papstes?“

Mit seiner Rede im KZ Auschwitz am 29. Mai 2006 revidierte der deutsche Papst Benedikt XVI. die Position der katholischen Kirche zum Holocaust, „instrumentalisierte seinen Auschwitz-Besuch zur Relativierung deutscher Schuld“ (Posener). Er klagte bei seinem Auftritt in Auschwitz das Schweigen Gottes an, verabsäumte es aber, zu fragen, warum denn die katholische Kirche zu all den Gräueln der Nazi-Zeit geschwiegen habe.

Alan Posener: „Statt zu fragen, wie Gott das alles dulden konnte, hätte sich das Kirchenoberhaupt fragen müssen, wie seine Kirche so etwa geschehen lassen konnte. Allerdings hätte die Frage nach dem Schweigen der Kirche Antworten verlangt, die von diesem Papst nicht zu erwarten sind.“

Ein weiterer Vorwurf den den Pontifex Maximus: Er verfolge das Ziel, den Anteil des christlichen Antijudaismus am Antisemitismus herunterzuspielen und so das moralische und politische Versagen der katholischen Kirche zu verdrängen.

In diesem Kontext sei die Verschärfung des Tons gegenüber den Juden zu sehen, „wie sie in der neuen Karfreitagsfürbitte der Lateinischen Messe zum Ausdruck kommt wie in der Kapitulation der Kirche vor den antisemitischen Pius-Brüdern.“ Als der deutsche Papst einen Holocaust-Leugner zurück in den Schoß der Kirche holte, war das Entsetzen groß, doch dieser Schritt war nicht gedankenlos, meint der Buchautor.

Für Alan Posener, der zahlreiche Monographien u.a. über Jungfrau Maria, William Shakespeare und John F. Kennedy veröffentlicht hat, ist die „benedettinische Wende“ eine massive „Umwertung aller Werte, eine Verneinung von allem, was dem Westen bei aller Unzulänglichkeit zur liebens- und lebenswerten Gesellschaft macht. Sie hat letzten Endes mit dem fundamentalistischen Islam mehr gemein als mit der säkularen Gesellschaft Europas.“

Papst-Kritiker Alan Posener: „Auf den Dschihad gegen den säkularen Westen wollen manche nicht mit einer Verteidigung des Säkularismus, sondern mit einem Kreuzzug antworten. Benedikt ist ihre Leitgestalt. Bedeutet das Zweite Vatikanische Konzil die verspätetete Anpassung der Kirch an die Moderne, so bedeutet das Pontifikat Benedikts XVI. die Anspassung der Moderne an die Kirche.“

Vom 22. bis 25. September besucht der deutsche Papst seine Heimat. Der Besuch steht unter dem Motto „Wo Gott ist, da ist Zukunft“. Zwei zentrale Themen rücken dabei in den Blickpunkt, die ähnlich den Brennpunkten einer Ellipse die beiden Schwerpunkte des Besuchs Papst Benedikt XVI. in Deutschland sein werden: Die Frage nach Gott und nach der Zukunft. Die 21. Auslandsreise führt Papst Benedikt XVI. in das Erzbistum Berlin, in das Bistum Erfurt und das Erzbistum Freiburg.

Alan Posener: „Ich klage Benedikt an. Ich halte sein politisches Denken für irregeleitet, gefährlich und in letzter Instanz für menschenverachtend. Mir geht es nicht um die Person. Mit geht es um die Sache. Die benedettinische Wende geht nicht nur Theologen an, und auch nicht nur Katholiken, sondern alle Bürger Europas.“
Georg Karp