Nur ein Zehntel der Unternehmen hat eine adäquate Personalstrategie gegen Fachkräftemangel
Die Studie „Fachkräfte: konkret zu wenig?“, Ergebnis einer im Herbst 2012 abgeschlossenen Untersuchung von Joshua Consulting, zeigt viel Aufholbedarf in fachkräftegetriebenen Unternehmen. Denn Fachkräftemangel ist längst nicht mehr nur ein Schlagwort.
Mag. Barbara Joshua: Gründerin und Geschäftsführerin von Joshua Consulting
Obwohl das den HR-Abteilungen bewusst ist, findet es in der Personalstrategie kaum Niederschlag; Personalmaßnahmen sind meist anlassbezogen und nicht strategisch. Die Krux dabei: Die gesamtwirtschaftliche und demografische Entwicklung macht qualifiziertes Fachpersonal zu einer erfolgskritischen und gleichzeitig immer knapper werdenden Ressource.
Befragt wurden Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum (84 Prozent aus Österreich) mit insgesamt 150.000 MitarbeiterInnen und zum Großteil mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Das Ergebnis: Sich verändernde Rahmenbedingungen und die Überalterung des Personals bringen eine wesentliche Unbeständigkeit mit sich – quer über alle Branchen hinweg. Die Gefahr des Fachkräftemangels steigt stetig, denn Fachkräfte sind im deutschsprachigen Raum bereits jetzt eine knappe Ressource.
Keine Deckung des Fachkräfte-Nachwuchs am Arbeitsmarkt
Für Industrie, Dienstleistung und „sonstige“ Branchen bietet der Arbeitsmarkt kaum erfahrene Fachkräfte und Experten. Besonders kritisch ist es im Handel und in der Industrie, wo das auch bereits auf den Fachkräftenachwuchs zutrifft. Dem gegenüber steigen die Qualifizierungsanforderungen stetig, was laufende, zum Teil mehrjährige Ausbildungsprogramme notwendig macht. Das verschärft die Lage noch weiter.
Fachkräfte sind erfolgskritisch
Doch die Branchen eint mehr als der baldige beziehungsweise steigende Mangel an Fachkräften. Es herrscht Einigkeit, dass es nicht nur notwendig, sondern sogar erfolgskritisch ist, die richtigen Fachkräfte in ausreichender Zahl zu haben.
„Man sollte annehmen, dass Unternehmen diese ‚erfolgskritische Ressource‘ entsprechend pflegen“, resümiert Barbara Joshua, Begründerin und Geschäftsführerin von Joshua Consulting. „Sie bringen auch Hunderte Millionen Euro auf, um Fachkräfte zu rekrutieren, zu entwickeln und letztlich zu halten. Doch in vielen Fällen basieren diese Aktivitäten nicht auf quantifizierten Planungen oder ausformulierten Strategien. Vieles passiert aus dem Bauch heraus.“
Tatsächlich, fast ein Drittel der befragten Unternehmen hat keine fachkräftespezifische Personalstrategie. „Angesichts der Unternehmensgröße der im Panel Befragten ist dies ein durchaus kritischer Befund, der sich auch in anderen Studien teils noch dramatischer darstellt“, so Joshua. Auf Bauchentscheidungen deutet auch hin, dass lediglich die Kennzahlen „MitarbeiterInnenanzahl“ und „Zu/Abgänge“ in mehr als 45 Prozent der Unternehmen tatsächlich quantifiziert geplant werden. Andere Quantifizierungen sind weit abgeschlagen.
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Wirtschaftsregion Zentral- und Osteuropa heterogener als vor der Krise
Die Metropole an der Weichsel: Warschau mit dem Kulturpalast im Zuckerbäckerstil der Stalin-Ära. Polen führt das Ranking der Top 500 Unternehmen in der CEE-Region an (Photo: POT )
Die Top-Player aus der CEE-Region können auf ein gutes Geschäftsjahr 2011 zurückblicken. Das zeigt die aktuelle Studie „CEE Top 500“ des internationalen Kreditversicherers Coface. Das Ranking, das zum vierten Mal erstellt wurde, reiht die 500 größten Unternehmen aus Zentral- und Osteuropa nach ihrem Umsatz, analysiert auch Faktoren wie die Zahl der Beschäftigten und die Rahmenbedingungen in den einzelnen Unternehmen, Branchen und Märkten.
Die Umsätze und Profite der 500 größten Unternehmen in der CEE-Region stiegen im Vorjahresvergleich erneut deutlich an. Die Zahl der Mitarbeiter der gewerteten Unternehmen stieg nach einem Rückgang von 2009 auf 2010 nun im Jahresvergleich wieder an: Insgesamt arbeiteten im Jahr 2011 mit rund 2,8 Millionen Menschen um 12,2 Prozent mehr Beschäftigte in den Unternehmen der CEE Top 500 als noch 2010 (rund 2,5 Millionen Personen). Damit beweisen sich die Top-Unternehmen erneut als wichtiger Stabilitätsfaktor für den Arbeitsmarkt der Region, wobei nach wie vor große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern und Branchen zu verzeichnen sind.
Nachdem die Top-Player aus Zentral- und Osteuropa bereits im Jahr 2010 Umsatzsteigerungen verzeichnen konnten, wuchsen die Umsätze der 500 größten Unternehmen in der Region im Vorjahr erneut um 16,0 Prozent auf insgesamt 612,5 Milliarden Euro. Auch die Nettogewinne verbesserten sich im Jahr 2011 deutlich um 45,5 Prozent auf nunmehr 30 Milliarden Euro.
Polen stellt mit 31,8 Prozent bzw. 159 Betrieben den größten Anteil der CEE Top 500-Unternehmen und führt damit – wie schon in den Vorjahren – das Ranking an. Polen, mit 38,1 Millionen Einwohnern ein Riese unter den analysierten Ländern, konnte als einziges Land der Region auch in den Jahren 2009 und 2010 eine positive Entwicklung vorweisen.
Im Jahr 2011 wuchs die polnische Wirtschaft um 4,3 Prozent und liegt somit über dem Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedsstaaten – bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Gleichzeitig ist es etwas riskanter geworden, in Polen Geschäfte zu machen – die Insolvenzfälle stiegen um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch hat Polen mit 0,03 Prozent die niedrigste Insolvenzrate der Region.
An zweiter Stelle des Rankings folgt die Ukraine, die mit 15 Prozent der Top-Unternehmen erstmals Ungarn (mit 13 Prozent) auf den dritten Platz verdrängen konnte. Die Ukraine setzt damit ihren Aufwärtstrend fort – 2010 erstmals unter den Top 3, ist sie 2011 noch einen Platz vorgerückt.
Ungarn bewegt sich am Rande der Rezession (Photo: Ungarn Tourismus)
Ungarn, das nur mehr die drittmeisten Top-Unternehmen der CEE-Region stellt, bewegt sich am Rande der Rezession – was auch das Ranking der Top 500-Unternehmen widerspiegelt. 63,5 Prozent der bewerteten Unternehmen aus Ungarn haben im Vergleich zu 2010 einen schlechteren Listenplatz. Nur Unternehmen, die ihr Einkommen großteils aus dem Export generieren, konnten im Ranking aufrücken.
Tschechien hat sich 2011 mit 48 Unternehmen wieder an die 4. Stelle des Rankings vorgearbeitet und Rumänien folgt auf Platz 5 mit 44 Unternehmen in der Wertung. Weiters sind die Slowakei (28 Unternehmen, Platz 6), Litauen (17 Unternehmen, Platz 7), Bulgarien (16 Unternehmen, Platz 8), Slowenien (14 Unternehmen, Platz 9) und Serbien (12 Unternehmen, Platz 10) unter den Top 10.
Darauf folgen Kroatien mit 10 Unternehmen auf Platz 11, Lettland mit 7 Betrieben auf Platz 12 und das Schlusslicht des Ländervergleichs bildet wie in den Vorjahren Estland, das aber von 2010 auf 2011 einen großen Sprung gemacht hat – von einem auf fünf Unternehmen in der Wertung.
Katarzyna Kompowska, Executive Managerin Coface Europe, zur aktuellen Situation in der Region: „Insgesamt zeigt sich eine Stabilisierung der Lage, die Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa wächst wieder. Die Entwicklungen in den einzelnen Nationen sind aber sehr unterschiedlich. Während wir vor der Krise einen Prozess der wirtschaftlichen Angleichung beobachten konnten, sehen wir seit der Krise eine verstärkte Differenzierung. Die CEE-Region ist heute heterogener als vor ein paar Jahren. Umso wichtiger ist eine individuelle Betrachtung der einzelnen Länder.“
Für 2013 rechnet Coface in der CEE-Region mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von +1,8%, wobei Ungarn mit +1,0% und Tschechien mit +1,5% Wachstum unter dem Schnitt der Region liegen. Aufgrund des krisenbedingten Aufholbedarfs werden den baltischen Ländern wie z. B. Litauen mit +3,5% und Lettland mit +3,6% das größte Wirtschaftswachstum vorhergesagt. Zum Vergleich: Das Wirtschaftswachstum in Österreich wird nach Einschätzung von Coface bei 1,7% liegen.
Katarzyna Kompowska, Executive Manager Central Europe und Oliver Krupitza, Coface Country Manager Austria, präsentierten das Ranking der Top 500 Unternehmen in der CEE Region (Foto: Coface SA Niederlassung Austria/APA-Fotoservice/Thomas Preiss)
„Zentral- und Osteuropa ist eine vielfältige Region, die sich dynamisch entwickelt. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, die einzelnen Märkte möglichst präzise und differenziert zu beobachten. Coface ist seit fast einem Vierteljahrhundert in der Region vertreten und analysiert die Situation vor Ort – bis hin zu den einzelnen Unternehmen – laufend“, so Kompowska abschließend.
Background über die CEE Top 500: Das Ranking ist ein Gemeinschaftsprojekt der Niederlassungen von Coface in Zentral- und Osteuropa. Es umfasst die größten Unternehmen der Region – gemessen an deren Umsatz im Kalenderjahr 2011 – und wurde in diesem Jahr bereits zum vierten Mal erstellt.
Dabei wurden folgende Länder berücksichtigt: Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ukraine und Ungarn. In jedem dieser Länder wurden die größten Unternehmen (ab einem Umsatz von 120 Mio. Euro) ermittelt, wobei Finanzdienstleister wie z. B. Banken, Versicherungen, Leasinggesellschaften oder Börsenmakler nicht berücksichtigt wurden.
Neben dem Umsatz beinhaltet das Ranking der CEE Top 500 andere wichtige Unternehmenskennzahlen, darunter den Net-Profit, die Anzahl der Beschäftigten und die jeweiligen Veränderungen zum Vorjahr. (Quelle: Coface/GeKa)
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