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Boom-Markt Türkei: Überhitzung oder Investmentchance?

Die volkswirtschaftliche Entwicklung geht in der Türkei weiter steil bergauf. Nach einem Wirtschaftswachstum von 2,5% im Vorjahr, rechnen die Erste Group Analysten mit rund 4% für das laufende Jahr. Im Vergleich zur Eurozone, wo aktuell 0,1% erwartet werden, ist das ein enormer Vorsprung.

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Das Wachstum in der Türkei wird wieder stark durch die Inlandsnachfrage geprägt sein, auf der Exportseite ist weiter wenig zu erwarten. Die geringe Schuldenlast des Landes (37,2% vom BIP in 2012) sowie ein stabiles Bankensystem lassen weiter gute Wachstumsraten erwarten.

„Aus makroökonomischer Sicht, ist aufgrund des wieder ansteigenden Kreditwachstums, der Belebung der Exporte und der zuletzt positiven Werte der Einkaufsmanagerindizes weiter solides Wachstum zu erwarten“, so Henning Eßkuchen, Leiter CEE Equity Research Erste Group.

Die Inflationserwartung für 2013 bleibt weiter stabil bei 6,4%. Für türkische Verhältnisse ist das ein relativ niedriger Wert, stand sie doch vor 10 Jahren noch bei weit über 10%. Eßkuchen: „Die weitere Entwicklung der Inflationsraten muss beobachtet werden. Nach einem deutlichen Anstieg im Jänner, rechnen wir in den nächsten Monaten jedoch wieder mit einer Entspannung.“

Spannend bleibt die Geldpolitik der Türkischen Nationalbank. Es ist davon auszugehen, dass die Leitzinsen bei rund 5,5% im heurigen Jahr bleiben werden. Jedoch wird auch die Türkische Nationalbank die Inflationsentwicklung genau beobachten.

Weiters wurde die Bonität für die Türkei von der Ratingagentur Fitch im November wieder auf „Investment Grade“ hochgestuft; für heuer ist gleiches von Moody’s und Standard & Poor’s zu erwarten. Die Türkei hatte diesen Status zuletzt 1994, den sie aber damals aufgrund der dortigen Wirtschaftskrise verlor. Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen spiegeln den positiven Trend bereits wieder. Sie liegen aktuell bei knapp 7%, vor einem Jahr noch waren es noch über 9%.

Türkischer Aktienmarkt: Potential noch nicht ausgeschöpft

Mit einer positiven Performance von mehr als +58% hat der türkische Aktienmarkt in 2012 Europa deutlich hinter sich lassen können. Ein Grund für diese Performance war die hohe Liquidität. Denn für internationale Investoren ist das Thema Liquidität mehr denn je ein wichtiges Argument.

Das weiterhin hohe BIP-Wachstum, die geringe Verschuldung und die attraktive Bewertung sind weitere wichtige Argumente. Anfang 2013 ist es zu einer erwarteten Korrektur gekommen, damit bieten sich nun wieder günstigere Einstiegskurse als zu Jahresende.

Nach der starken Rallye, ist die weitere Prognose für den ISE somit weiter optimistisch, wenngleich es auch heuer den einen oder anderen kleinen Rücksetzer geben könnte. Diese etwaigen Gewinnmitnahmen von Investoren sollten nur eine kurzfristige und auch gesunde Entwicklung sein und neue günstige Einstiegmöglichkeiten ermöglichen. Der faire Wert des ISE100 wird von den Analysten der Erste Group bei 100.000 Punkten gesehen (aktuell bei ca. 79.000).

Türkei Investments – Zertifikate und Fonds

„Ein direktes Türkei-Investment bietet unser neu emittiertes ISE30 Open-end Index-Zertifikat, welches die 30 höchstkapitalisierten und liquidesten türkischen Aktien umfasst“, erklärt Markus Kaller, Head of Retail Sales Österreich der Erste Group.

Der ISE30 Index ist der türkische Benchmark Index, vergleichbar mit dem ATX oder DAX. „Hier nutzen wir Synergien mit unserem Office vor Ort. Denn in der Türkei emittieren wir ebenfalls seit September 2012 Turbo-Zertifikate und sind dort der erste Emittent, der solche Produkte anbietet.“

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Das Produktangebot in der Türkei umfasst Turbo-Zertifikate auf den ISE30 Index, Gold, DAX, WTI Öl und türkische Einzelwerte. „Da wir mit unserer türkischen Tochter Erste Securities Istanbul einen direkten Zugang zum türkischen Aktienmarkt haben, sind in Österreich neben dem ISE30 Index in Zukunft auch andere türkische Basiswerte in Form von Zertifikaten umsetzbar.“

Es gibt verschiedene Turbo-Zertifikate, mit denen Investoren auch auf kurzfristige Trends am türkischen Aktienmarkt  (sowohl steigend wie auch fallend) setzen können. Außerdem können Anleger die einen Fonds bevorzugen, auf den ESPA Stock Istanbul zurückgreifen.

Österreicher: Wohin mit dem Geld?

Wohin mit dem Geld?
Immer mehr Österreicher fragen sich: Wohin mit dem Geld? Sparen, anlegen oder einfach ausgeben, das ist die Frage

Die Sicherheit ist für die Mehrheit der Österreicher nach wie vor das A und O bei der Geldanlage. Trotzdem verlieren die als sicher geltenden Geldanlagen wie Sparbuch und Bausparverträge auf Grund konstant niedriger Zinsen und sinkender Prämien zusehends an Attraktivität. Auch der „Run“ auf Anlagen mit Bestand wie Immobilien oder Gold stagniert – dies allerdings auf hohem Niveau. Grundsätzlich ist die Zahl der relevanten, als attraktiv empfundenen Anlageformen aber zur Zeit gering. Indiziert dies eine gewisse Ratlosigkeit der Österreicher?

Ungefähr ein Jahr ist es nun her, seitdem die Regierung die Halbierung der staatlichen Prämien für Bausparverträge beschlossen hat. Diese Maßnahme findet prompt ihren Niederschlag in einem starken Rückgang der Attraktivität der „Bausparer“.

War im Dezember 2011 ein Bausparvertrag immerhin noch für 47% der Österreicher eine attraktive Form, Geld anzulegen, so war er dies im Dezember 2012 nur noch für 39% (-8%). SPECTRA führt die Untersuchung zum Anlagedenken seit Mitte der 90er Jahre durch – und zumindest in den letzten 16 Jahren waren Bausparverträge nie unattraktiver für die Österreicher als 2012.

Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch bei anderen Prämiensparverträgen. Das Sparbuch bleibt nach wie vor die attraktivste Anlageform der Österreicher, was auch die hohe Relevanz von Sicherheit im Anlagedenken der Österreicher widerspiegelt.

Die über die letzten 4 Jahre konstant niedrigen Zinsen seit dem Krisenjahr 2009 hinterlassen aber deutliche Spuren. Im Vergleich zum Jahr 2009 sank der Anteil der Österreicher, die ein Sparbuch als geeignet sehen um Geld anzulegen, um 13%-Punkte auf nur mehr 47%.

Die Anlage-Renner sind nach wie vor Grundstücke / Immobilien (38%), Häuser / Wohnungen (33%) und Gold (28%). Seit dem Krisenjahr lassen sich hier satte Attraktivitätsgewinne von 4%-Punkten (für Gold) bis zu 8%- Punkten (Immobilien / Grundstücke) verzeichnen. Der Wunsch nach „Anlagen mit Bestand“ bleibt also ungebrochen.

Gold als Wertanlage liegt im Trend
Gold als Wertanlage liegt im Trend

Im Vergleich zu 2011 verharren diese drei Anlageformen aber auf dem selben – wenngleich hohen – Niveau. Die rasant steigenden Immobilienpreise, sowie ein konstant hoher Goldpreis, der sich im Vergleich zu 2009 verdoppelte, versetzt die Österreicher in eine „abwartende Haltung“. Sind bei diesen hohen Kaufpreisen noch Gewinne zu erwarten, oder muss man a la longue mit Wertverlusten rechnen?

Die Lebensversicherungen verharren auf niedrigem Niveau. Sie sind nur für 20% eine geeignete Anlageform. Wenn man dies mit den Spitzenwerten aus den Jahren 2004-2006 von um die 40% vergleicht, so ergibt sich hier eine glatte Halbierung.

Nicht besser ist es um Fonds, Anleihen / Wertpapiere oder Aktien bestellt. Die großen Krisenverlierer scheinen sich auch vier Jahre nach der Krise noch nicht richtig erholen zu können.

Allesamt sind sie nur für weniger als 10% der Österreicher eine geeignete Anlageform. Bei den Fonds gibt es zwar einen kleinen Aufwärtstrend auf niedrigem Niveau (von 4% 2009 auf 8% im Jahr 2012).

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erstarkung des Aktienmarktes im letzten Jahr in der Attraktivität der entsprechenden Anlageformen noch keinen Niederschlag gefunden hat.

Das generell niedrige Nennniveau von geeigneten Anlageformen – im Schnitt wurden 2,54 von 14 auf einer Liste vorgelegten Anlageformen als geeignet empfunden – zeugt von einer gewissen Verunsicherung bzw. Ratlosigkeit, was man mit dem Geld nun am besten machen sollte.

Als Vergleich dazu seien die Werte von 2004-2006 genannt, wo im Schnitt drei Anlageformen als geeignet betrachtet wurden. Der Wert von 2012 entspricht hier schon eher dem Krisenjahr 2009 von 2,52 Anlagen im Schnitt.

Dass die Österreicher prinzipiell nach wie vor auf der Suche nach sicheren Geldanlagen sind, zeigt eine weitere Frage. Hier wurde explizit gefragt, ob man beim Gedanken an die beste Geldanlage eher an eine sichere Anlage denkt oder an eine Anlage, bei der man etwas verdienen kann oder an eine längerfristige Wertanlage.

Für 69% ist eine „gute Anlage“ eine sichere Anlage. Man hätte zumindest das gerne wieder zurück, was man eingezahlt hat – ungeachtet hoher Erträge. Seit dem Krisenjahr 2009, in dem 73% zu einer sicheren Anlage tendierten gibt es kaum große Veränderungen.

Dies zeigt auch der Anteil jener, die an eine Anlage zum Verdienen (13%) oder eine längerfristige Wertanlage (10%) denken, der über die letzten Jahre ziemlich konstant geblieben ist.

Fazit: Einerseits wollen die Österreicher mehrheitlich eine sichere Anlageform. Andererseits sind die Nennungen geeigneter Anlageformen generell rückläufig. Das weist auf ein Dilemma hin: Anlageformen wie Sparbücher oder Bausparverträge mögen zwar sicher sein, meist frisst jedoch die Inflation jeden Ertrag weg.

Österreicher im MAK
Auf einen Cappuccino ins MAK und die Aktienkurse studieren (Photo: Ayaaa)

Immobilien, Wohnungen oder Gold sind zwar beständig, die derzeitigen Preise lassen jedoch Zweifel offen, ob hier nicht längerfristig wieder mit Verlusten zu rechnen ist. Und dem Aktienmarkt traut man offensichtlich sowieso noch nicht. Das Rezept der Österreicher: Abwarten und Tee trinken. Oder eine Melange.