
Spitzenpolitikerinnen der Kanzlerpartei SPÖ machen sich Sorgen. Nein, nicht um die ungleiche Behandlung und Bezahlung von Frauen in der männlich dominierten Arbeitswelt, nicht um die Weiterbildung von von jungen arbeitslosen Frauen und nicht um die Not von Immigrantinnen.
Die SPÖ-Frauen machen sich Sorgen um die Wirkung von Plakaten mit getunten Modellbilderm auf junge Mädchen. Deshalb fordern sie entschlossen – wie resolute SPÖ-Frauen halt sind – ein österreichweites „Bildbearbeitungsgesetz“.
Mit Hilfe dieses Gesetzes müssen künftig retuschierte Bilder mit grünen, gelben und roten Punkten gekennzeichnet werden: Grün steht für „leichte Veränderungen“, Gelb bedeutet, dass „mittelstarke Retuschen“ durchgeführt wurden – etwa Falten, und Rot signalisiert dem Betrachter, dass im Bild „starke Veränderungen“ durch Verlängerung oder Entfernung einzelner Körperteile gemacht worden sind.
In einem Interview mit der Tageszeitung Kurier klagt Andrea Mautz, Bundsgeschäftsführerin der SPÖ-Frauen, dass Magazine und Zeitschriften „nur so von retuschierten Fotos“ strotzen.“
Mautz: „Diese Kunstgesichter haben keine Poren, keine Falten. Ohnehin schon makellose Studioaufnahmen werden durch Bildbearbeitung noch so weit perfektioniert, dass man sich als Frau nur denken kann: Im Vergleich bin ich fast schon hässlich.“
Deshalb will die emanzipierte und kämpferische Sozialdemokratin die „verschobene Wahrnehmung beim Schönheitsideal“ einfach nicht länger akzeptieren, weil die Werbekampagnen Menschen zeigen, „die es im echten Leben überhaupt nicht gib.“
Naja, da Andrea Mautz im echten Leben steht, ihre Sorgenfalten nicht versteckt und deshalb in der SPÖ energisch für Druck sorgt, besteht also durchaus berechtigte Hoffnung für alle Faltenträgerin, dass dieses „Bildbearbeitungsgesetz“ mit dem Beautywahn der Werbebranche endlich aufräumt. Und Fotografen die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ-Frauen und ihre Genossinnen unretuschiert und unbehandelt abbilden müssen – mit und ohne Falten im Gesicht. Denn welche Faltencreme sie verwenden, bleibt weiterhin ihr Geheimnis.
GeKa